Wertstromanalyse – Abläufe sichtbar machen und Digitalisierung vorbereiten

Die Wertstromanalyse (Value Stream Mapping) hilft, Prozesse im Unternehmen sichtbar zu machen. Sie zeigt auf, wo Abläufe verbessert und Potenziale genutzt werden können. Der Fokus liegt dabei auf allen Aktivitäten, die nötig sind, um ein Produkt herzustellen oder eine Dienstleistung zu erbringen.

In diesem Beitrag geht es um die Anwendung in der Produktion. Zwei Bereiche stehen dabei im Mittelpunkt:

  • Materialfluss: Wie bewegt sich das Produkt durchs Unternehmen?
  • Informationsfluss: Welche Infos werden wann und wo benötigt?

Beide zusammen bilden das „Betriebssystem des Unternehmens“. Wer diese Ströme versteht, erkennt schnell Verschwendung und Schwachstellen, z. B.:

  • Verzögerungen und Wartezeiten
  • Ausschuss und Abfall
  • Fehlende Teile
  • Kostenabweichungen bei Material oder Energie

So funktioniert die Wertstromanalyse

Die Methode besteht aus zwei Schritten:

1. IST-Zustand analysieren

Ziel: Alle Prozesse vom Kundenkontakt bis zur Lieferung dokumentieren.

  • Welche Personen, Systeme und Abteilungen sind beteiligt?
  • Was passiert wann – und warum?

Tipp: Gruppiere ähnliche Produkte zu Produktfamilien, um die Analyse einfacher zu machen.

Hilfsmittel: Whiteboards, Flipcharts oder Moderationspapier

2. SOLL-Zustand gestalten

Jetzt wird’s konkret: Schwachstellen verbessern und Prozesse neugestalten.

  • Wie sieht ein schlanker, reibungsloser Ablauf aus?
  • Wo liegen Übergabepunkte? Wer ist wofür verantwortlich?

Das neue Design lässt sich z. B. mit MS Visio, Lucidchart oder Miro visualisieren.

Wichtig: Die neuen Abläufe sollten auch funktionieren, wenn Schlüsselpersonen (z. B. durch Krankheit oder Urlaub) ausfallen. Klare Strukturen und Übergaben sind entscheidend.

Grenzen und Herausforderungen

Die Wertstromanalyse stammt aus der Serienfertigung. Dort ist sie besonders stark – bei vielen gleichen Produkten und klaren Abläufen.

In der Auftragsfertigung mit kleinen Losgrößen und hoher Variantenvielfalt stößt sie oft an ihre Grenzen. Wenn ein Auftrag über viele Wege läuft, wird die Darstellung schnell unübersichtlich.

Ein weiterer Punkt:
Traditionell analysiert man vom fertigen Produkt zurück zur Anfrage. Ich empfehle das Gegenteil – von der Anfrage bis zur Auslieferung. Das ist für viele Mitarbeitende verständlicher, vor allem bei Einzelstück- oder Kleinserienfertigung.

Außerdem ist die klassische Analyse zeitpunktbezogen. Realistischer ist es, Prozesse über längere Zeiträume zu beobachten. Zum Beispiel zwei Tage pro Monat über sechs Monate.

Ein letzter Hinweis: Produktfamilien bilden, falls noch nicht geschehen – das reduziert Komplexität.

Fazit: Wertstromanalyse – ein praktisches Werkzeug

Die Wertstromanalyse ist ein starkes Werkzeug, um Abläufe und Zusammenhänge im Unternehmen besser zu verstehen – besonders in Kombination mit Digitalisierung.

Auch wenn sie nicht perfekt für jedes Geschäftsmodell ist:
Sie hilft, Schwachstellen zu finden und Prozesse gezielt zu verbessern.

Tipp für den Start:
Beginne mit einer einfachen Skizze des Hauptprozesses. Kein Detail wie Taktzeit oder Lagerstand ist am Anfang nötig. Ziel ist es, schnell Klarheit über die Abläufe zu gewinnen.

Erst danach lohnt sich der Blick auf digitale Lösungen:
Wo kann Software helfen, Schwächen zu beseitigen?

Viel Erfolg bei deinem ersten Workshop zur Wertstromanalyse!

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